Fassungslos

Es ist so, dass ich gerne Kabarett sehe und höre. Vor allem politische Satire. Die Anstalt zum Beispiel, oder Pufpaff's Happy Hour oder Ladies Night, aber auch solche stimmgewaltigen Poeten wie Jochen Malmsheimer oder Torsten Sträter. So weit so gut. Normalerweise gucke ich das im Fernsehen, lache mich schlapp, fühle mich in meiner Wahrnehmung bestätigt und berausche mich geradezu am Wortschatz und den sprachlichen Finessen. Ich hatte einen schönen Abend und gehe zufrieden und mit einem Grinsen im Gesicht ins Bett. Seit “Corona” nun bin ich nicht auf den Hund, aber auf YouTube gekommen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit besteht die Möglichkeit, sich das entsprechende Programm anzusehen, Beiträge herunter zu laden und danach gezielt zu suchen. Nein, ich bin kein Internet-Zombie und YouTube kannte ich schon vorher. Was mir allerdings neu ist, sind die Kommentare. Da ging mir neulich ein Licht auf und obwohl ich schon beim ersten Mal mehr als genug hatte und es mich schüttelte, habe ich mich im Sinne der Demokratie, weiterhin mit den unterschiedlichsten Meinungen auseinander gesetzt. Jetzt ist jedoch Schluss! Was da an Primitivität, an ekelerregendem Verbalscheiss, an niederer Gesinnung und miesen Charakteren unterwegs ist, schlägt dem Fass den Boden aus. Da werden die schlimmsten, unqualifiziertesten Gedanken grammatikalisch und orthografisch himmelschreiend unkorrekt in die Tastatur gehauen und völlig sinnlos in den Äther geschossen. Ja, Geschosse! Bösartige, toxische, verleumderische Anschuldigungen treffen auf Allerweltsparolen, die nicht anderes als Hass und Häme ausdrücken. Arme, verblödete Gesellschaft. Was sich manche Kabarettisten, vor allem Frauen, gefallen lassen müssen, ist so unterirdisch unter aller Sau, unter der Gürtellinie und noch weiter unten, dass ich es nicht fassen kann. Wer sind diese Leute? Was treibt sie an und was wollen sie erreichen? Ich bete zu einer höheren Gewalt, dass in meinem Umfeld keiner heimlich zu dieser verkorksten Spezies gehört. Liebe Politiker, investiert in Bildung, Forschung und Kultur. Bitte bitte. Unsere Gesellschaft hat es bitter nötig, viel mehr als Autos oder Kampfjets, als fragwürdige Projekte mit denen sich ebenso fragwürdige Vertreter des Volkes profilieren und bereichern wollen. Ich frage mich auch, ob es gut ist, dass jedes Arschloch (‘tschuldigung) seine Gemeinheiten einfach so veröffentlichen darf? Freie Meinungsäusserung gut und schön aber wenn jemand diese Sprüche und sinnlosen Ergüsse persönlich überbringen würde, würde er wahrscheinlich angeklagt. Da fehlt doch eine Gesetzeslücke, oder? Könnten sich die Hüter von Gesetz und Ordnung mal damit beschäftigen? Böse Gedanken, denen böse Worte folgen, bringen Böses in die Welt. Nicht gut, gar nicht gut! Bei mir ist Ende der Fahnenstange; Kommentare gucke ich sicher keine mehr und falls ich mal was von mir geben wollte, dann nur Nettes und Konstruktives.

Im Uhrzeigersinn: “Gerburg Jahnke mit Ladies Night”, “Die Anstalt”, Jochen Malmsheimer, Torsten Sträter

processed_CollageMaker_20200927_144311576.jpg
Screenshot_20200927_144727.jpg
Marita